Wir räumen auf – Müllmythen, welche wahr oder völliger Unsinn sind

In jedem Kopf geistert mindestens ein Mythos rund um Müll, Verpackung und Mülltrennung herum. Im selbst ernannten Recycling-Weltmeister-Land Deutschland denkt der eine, dass es das Beste ist, den Müll bis ins kleinste Detail zu trennen und zu sortieren, der andere wiederum behauptet, dass am Ende eh alles zusammengeschüttet wird. Welcher Müllmythos stimmt und welcher ein wirklicher Mythos bleibt, verraten wir in diesem Artikel.

Müllmythos 1: Eine Papiertüte ist umweltfreundlicher als eine Plastiktüte

Jetzt, wo wir hier vom Forum Plastikfreies Augsburg immer darauf hinweisen, wie böse Plastiktüten sind und das mittlerweile eigentlich jedes Kind weiß, könnte man meinen, dass die Papiertüte eine umweltfreundliche Alternative darstellt. Aber Nein, dem ist nicht so: Für die Herstellung der Papiertüten müssen viele Bäume ihr Leben lassen. Außerdem werden zur Verstärkung der Tüte die Holzfasern mit einem giftigen Chemiecocktail behandelt um sie reißfest und tragfähig zu machen. Schließlich wird die Papiertüte mittlerweile sogar weniger oft wiederverwendet als ihre vermeintlich gefährlichere Schwester, die Plastiktüte. Denn nur, wenn eine Papiertüte mindestens viermal wiederverwendet wurde, kann sie die Umweltbilanz der Plastiktüte schlagen.

Müllmythos 2: Am Ende wird doch eh alles zusammengekippt

Dieser Eindruck entsteht schnell, wenn ein Müllfahrzeug gleich mehrere verschiedene Tonnen abtransportiert. Doch die Müllfahrzeuge transportieren an unterschiedlichen Tage unterschiedlichen Müllsorten, die sie dann zur jeweiligen Verwertungsanlage bringen: Papier zu Papier, Restmüll zu Restmüll usw. Die Fahrzeuge, die Glascontainer leeren, haben unterschiedliche Kammern, in die das unterschiedlich farbige Glas landet. Dieser Müllmythos stimmt also nicht!

Die Recyclingquote wird immer unterschiedlich beziffert. Allgemein lässt sie sich für den gesamten deutschen Müll etwa auf 47% einordnen. Bei Papiermüll sind es angeblich sogar 73% die recycelt und wieder in den Herstellungsprozess aufgenommen werden. Bei Plastikmüll sind es nur etwa 25 %. Das liegt daran, dass es schwer ist, sortenreines Plastik zu sammeln, das verkauft werden kann. Daher wird etwa die Hälfte des gesammelten Plastikmülls verbrannt.

Übrigens zählt auch die Müllverbrennung zu den Wiederverwertungsprozessen. Zwar wird durch das Verbrennen des Mülls Energie gewonnen, welches als Strom und Fernwärme genutzt wird, jedoch gehen hier jährlich etliche endliche Rohstoffe verloren. Zumindest wird aus der Schlacke, die nach dem Verbrennen übrig bleibt, noch Metal aussortiert.

Müllmythos 3: Joghurtbecher ausspülen beschleunigt den Recyclingprozess

Manche meinen vielleicht, sie würden den Arbeitern in der Recyclinganlage etwas Gutes tun, wenn sie ihre Joghurtbecher, Konserven, Gläser usw. zuvor fein säuberlich ausspülen. Das ist ein absoluter Mythos, denn bevor z.B. ein Joghurtbecher wieder eingeschmolzen wird, wird dieser so oder so in einer riesengroßen Waschanlage mit tausenden Gleichgesinnten gespült. Den Recyclingprozess beschleunigen wir also durch das Ausspülen von Joghurtbechern nicht. Jedoch können die Sensoren in den Recyclinganlagen saubere Behältnisse besser erfassen und zuordnen als stark verschmutzte. Wer also sicher sein möchte, dass sein Glas oder Joghurtbecher auch wirklich wiederverwendet wird, sollte diesen kurz mit Wasser ausspülen. Eine aufwändige Reinigung mit Spülmittel und hohem Wasser- und Energieverbrauch bedarf es aber nicht!

Müllmythos 4: Alles im Gelben Sack oder der Gelben Tonne wird recycelt

Ja, das kann schon ganz schön nervig sein, von der Zigarettenverpackung Folie und Innenleben jedes Mal herauszupulen. Aber es lohnt sich, denn nur wenn alles zerlegt ist, können die Anlagen das Müllteil auch in eine Kategorie, einen Rohstoff einsortieren. Besteht ein Teil beispielsweise aus Plastik und Aluminium kann es nicht recycelt werden und gelangt sofort in die Müllverbrennung! Also lieber einmal zu viel trennen als einmal zu wenig. Trotzdem dürfen alle Einzelteile in die gleiche jeweilige gelbe, schwarze, grüne oder braune Tonne, denn am Ende sortiert der Sensor eh alles nochmal durch. Konkret heißt das also ab sofort: Aludeckel weg vom Joghurtbecher, Plastikdeckel weg von der Milchtüte, Papiermantel weg vom Quarkglas, usw.

Müllmythos 5: Deutschland ist Recyclingweltmeister

Tatsächlich recyceln andere EU-Staaten nur ca. 28%. In Deutschland sind es die oben genannten 47%. Doch macht das Deutschland zum Weltmeister? Naja, die 47% bezeichnen den Müll (abgesehen vom Restmüll), der auch tatsächlich an der Verwertungsanlage ankommt. Davon werden dann 30 bis 50% wieder aussortiert, ohne dass eine neue Wertschöpfungskette damit gefüttert werden kann. Woran das liegt? Zum großen Teil liegt das daran, dass wir eben nicht bis ins kleinste Detail sortieren und dass bestimmte Müllstücke aus Verbundmaterialien bestehen, an denen selbst der gute Wille des Sortierens nichts mehr recyceln lässt.

Das Fazit lautet also: Wir Deutschen mögen vielleicht Weltmeister im Recyceln und Sortieren sein. Wenn wir uns aber nicht mit jedem Bestandteil von Joghurtbecher, Einmalgläsern und Co. auseinandersetzen und diese bereits voneinander getrennt in den Müll geben, nützt das dem ganzen guten Willen nichts. Also ist es am allerbesten, Müll zu vermeiden und im Zweifelsfall bestens sortiert und getrennt der Müllabfuhr übergeben oder kurz: Richtig aufräumen!

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