Was bedeutet eigentlich regional?

Was für Vorteile regionale saisonale Lebensmittel haben und auf was man dabei achten muss:

Betritt man einen Supermarkt, leuchten gelbe Schilder den Weg zu regionalen Produkten. „Von hier“ oder „Aus der Region“ ist in großen Buchstaben darauf zu lesen. Diese Produkte müssen ja irgendwie besser sein, wenn schon so deutlich darauf hingewiesen wird. Ja, es scheint sogar so, dass „regional“ ein neues Gütesiegel geworden ist und sich zu Bioland und Co. gesellt hat.

Während Bio- und Qualitätssiegel eine klare Definition haben, fehlt das beim Hinweis „regional“: Nirgends steht geschrieben, welcher Umkreis konkret gemeint ist. Ich persönlich empfinde den fast 200 Kilometer gereisten Apfel vom Bodensee zwar nicht wirklich als regionales Produkt, ziehe ihn jedoch Äpfeln mit weiterer Anreise, wie etwa aus Neuseeland, vor.

Wo bekommt man saisonales Essen her?

Regionales Einkaufen ist für mich fest mit saisonalem Konsum verbunden. Das bekommt man am besten auf Bauernmärkten oder den Marktschwärmern, bei denen ich meinen Haupteinkauf erledige. Dort gibt es nur saisonale Produkte, also alles, was gerade wächst, und eben Produkte von hier. Dort versorge ich mich mit Gemüse, Obst, Fleisch, Eiern, Käse, Milch, Mehl, Backwaren, Aufstrichen, Essig und Öl aus der Region.

Was ich darüber hinaus noch brauche, wie etwa Haferflocken, Linsen und Co., besorge ich im verpackungsfreien Supermarkt. Dort erhalte ich alle diese Produkte mit regionalem Fokus. Denn gerade bei Hülsenfrüchten oder Müsli finde ich im Supermarkt kaum gelbe Schilder, die darauf hinweisen, dass diese Produkte aus der „entfernteren“ Region stammen.

Natürlich bin auch ich kein Übermensch und sehne mich gerade in diesen warmen Tagen ab und zu auch mal nach einer saftigen Wassermelone. Diese ist wirklich schwer regional zu bekommen. Theoretisch wächst sie aber im Gewächshaus auch bei unseren Witterungsbedingungen. Auch im Winter, wenn das Lagerobst zur Neige geht, esse ich gerne mal eine Pomelo oder eine Orange, obwohl ich weiß, wie weit diese gereist sind, bis sie auf meinem Teller landen. Ich versuche den Konsum dann ganz stark einzudämmen und klein zu halten. Umso größer ist dann die Freude, wenn hierzulande endlich die Erdbeerzeit losgeht und all die anderen Beerenfrüchte und weiteres Obst aus der Region folgen.

Was hat wann Saison?

Warum ich das mache, werde ich oft gefragt. Das sei doch viel zu aufwendig: „Da muss man sich da ja so viele Gedanken machen.“ Zum einen mache ich das ganz klar aus ökologischen Gründen. Mir ist es wichtig, dass meine Lebensmittel nur kurze Wege zurücklegen, bis sie verspeist werden. Je weniger Lebensmittel eingeflogen werden, desto weniger Verpackung fällt an und desto weniger wird die Umwelt belastet.

Ich finde es auch spannend zu wissen, wann was Saison hat und wie sich Klima und Witterung auf die Verfügbarkeit und das Wachstum auswirken. Das bekomme ich deutlich mit, wenn ich beim Bauern oder Erzeuger direkt einkaufe. Dieser Kontakt hat für mich die Wertschätzung zu meinem Essen gesteigert. Ich plane deutlich mehr, was und wie viel ich einkaufe, und konnte so auch wegzuwerfende Lebensmittel in meinem Haushalt verringern. Schließlich liebe ich es, gewisse Dinge wiederzuentdecken, wie etwa alte Kartoffelsorten, rote Beete und Schwarzwurzel. Diese schmecken wunderbar, sind leicht zuzubereiten, tauchen im Supermarkt aber kaum mehr auf. Schon gar nicht mit gelbem Leuchteschild.

Dieser Text gehört zur Kolumne „Einfach Machen“ in der Augsburger Allgemeine

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