Permakultur zum Anfassen – Besuch in Emersacker

10 Mitglieder des Forum Plastikfreies Augsburg haben am  06.10.2018 Martin und Vroni auf ihrem Permakultur-Bauernhof in Emersacker besucht, um sich über diese besonders naturnahe Art der biologischen Landwirtschaft zu informieren. Sie halfen beim Ernten und Anpflanzen mit und diskutierten mit Martin über eine Form des Anbaus, die selbst Biobauern konventionell aussehen lässt.

„Euch wird es keine fünf Jahre geben“ mussten sich Martin und Vroni anhören, als sie anfingen. Der Franke Martin baute neben Vronis altes Haus in Emersacker, in dem heute ihr Sohn mit Familie wohnt, ein Haus aus Holz, Lehm und Stroh. Auch dafür wurden die beiden argwöhnisch beäugt. Heute, zehn Jahre später, steht das Haus stabil wie am ersten Tag und auch die Bauern im Ort haben die Beiden akzeptiert. Permakultur ist ein Konzept, das auf dauerhaft funktionierenden, nachhaltigen und naturnahen Kreisläufen beruht.

Schon auf den allerersten Blick kann man Martins Anbaufläche von den umliegenden Feldern unterscheiden. Das Areal sieht aus wie ein Urwald, mit hochgewachsenem Schilf, einer Hecke drum herum, zwei Teichen und sogar Bienenstöcken. Es wird nicht eine Sorte Gemüse in langen Bahnen angebaut, sondern auf halbkreisförmigen Beten verschiedene Sorten, die sich gegenseitig fruchtbarer machen. Es ist eine Vielfalt, die uns staunen lässt. Alle Setzlinge, die wir anpflanzen wurden am Hof gezogen. Die Rote Beete, die wir aus der Erde ziehen, sind riesig. Die größte gleicht einem Fußball. Schon möchte man rufen „sieht ja fast genmutiert aus“, da fällt einem ein, dass hier nicht nur die Richtlinien für Bioanbau angewendet werden, sondern darüber hinaus keine hybriden Sorten angepflanzt werden.

Regionale Köstlichkeiten

Das vegane Mittagessen besteht aus drei Gerichten und zwei Salaten und ist fantastisch. Katharina und Florian vom Mahlerhof haben für uns alle gekocht. Von Frühling bis Herbst wird hier jeden Tag zusammen gegessen, meist sind es zehn Personen an dem langen Tisch, denn Martin und Vroni werden zusätzlich von Wwoofern/Wwooferinnen unterstützt, freiwilligen Helfern, die für Kost und Logis täglich vier Stunden auf einem Bio-Hof arbeiten. (Mehr Infos dazu unter https://www.wwoof.de). 80% des Gemüses wird über die solidarische Landwirtschaft ( http://www.solidarische-landwirtschaft-augsburg.de/) verkauft, der Rest wird selbst gegessen oder im Hofladen verkauft. Natürlich nutzen wir die Gelegenheit, zum Beispiel Hanfsamen aus eigenem Anbau im Glas zu kaufen.

Keine Massenproduktion, keine künstliche Bewässerung, kein Hybridsaatgut

Mit vollen Bäuchen geht’s zurück auf’s Feld zum Anpflanzen der kleinen Feldsalat-Setzlinge. Eine beschauliche Arbeit, bei der wir uns nebenbei mit Martin über die Permakultur unterhalten können. Für ihn ist selbst Bioanbau „konventionell bio“, wie er es nennt. Denn in der Permakultur gibt es keine Massenproduktion von einer Sorte Gemüse, keine künstliche Bewässerung, keinen Dünger außer Mulch und kein Hybridsaatgut, das jedes Jahr neu gekauft werden muss. Er hält uns zwei Hände voll Erde hin: „Hier drin sind mehr Organismen als es Menschen auf der Erde gibt und jedes noch so kleine Lebewesen leistet seinen Beitrag zum Gedeihen der Pflanzen. Und deshalb verdient es, wertgeschätzt anstatt durch Pestizide vernichtet zu werden.“ Martin vertritt eine ganzheitliche Sicht auf die Natur und das Leben an sich, die auch Biogasanlagen und unser politisches System in Frage stellt. Er würde sich wünschen, dass die Verbraucher nicht nur die biologisch angebaute Ware schätzen, ihren Geschmack und die Inhaltsstoffe, sondern auch die viele Arbeit, die für den Bauern dahinter steckt. Wir haben bei unserem Besuch einen klitzekleinen Einblick bekommen, wenn auch einen sehr romantischen mit wenig Schufterei bei Sonnenschein. „Feierabend!“ ruft Martin und verteilt Apfelschnitze für alle.

Der Zusammenschluss der Permakultur in Emersacker und des Mahlerhofs nennt sich Krautkreise. Die Webseite ist verlinkt, falls Dein Interesse durch den Bericht geweckt wurde

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