Müllverbrennung hautnah

Gastbeitrag von Steffi Bobert über unseren Ausflug zu der Abfallverwertung.

Am 09.10.2018 besichtigten das Forum Plastikfreies Augsburg und die C2C Regionalgruppe Augsburg die AVA (Abfallverwertung Augsburg). Dabei lernten wir nicht nur, wie in Augsburg und Umgebung mit den unterschiedlichen Müllarten umgegangen wird, sondern konnten uns das Ganze auch direkt vor Ort bei einer etwa einstündigen Führung ansehen.

Zunächst wurden wir mit den wichtigsten Zahlen, Daten, Fakten und theoretischem Grundwissen versorgt.

Grundsätzlich gilt auch für die AVA, dass die Vermeidung von Abfall oberste Priorität hat und eine sinnvolle Aufbereitung von Abfällen vor der thermischen Verwertung stehen muss. Nur so kann die zunehmende Ressourcenverschwendung, wie sie durch den Earth Overshoot Day, der 2018 auf den 2. August fiel, greifbar gemacht wird, aufgehalten werden. Dies zeigt die Wichtigkeit von Konzepten wie Cradle to Cradle: unsere endlichen Ressourcen sind zu kostbar, um sie in Form von Abfall zu verschwenden.

Die thermische Verwertung sei jedoch, verglichen mit der Deponierung, das kleinere Übel und die Tatsache, dass wir uns eine derartige Aufbereitung leisten können, bewahre uns vor Problemen, mit denen andere Länder im Angesicht zunehmender Mengen an Abfall zu kämpfen haben.

AVA deckt eigenen Strombedarf mit Wärmeenergie

Durch den Strom, der hier aus der Wärmeenergie, die bei der Verbrennung entsteht, gewonnen wird, kann der Bedarf des gesamten AVA Komplexes in Augsburg gedeckt werden. Der überschüssige Strom wird in das öffentliche Netz eingespeist.

Die AVA gibt es seit etwa 25 Jahren und mittlerweile zu 100% kommunal. Sie zeichnet sich weltweit dadurch aus, dass sie eine Vielfalt unterschiedlicher Anlagen auf einem Komplex vereint. Neben dem Abfallheizkraftwerk findet man hier z. B. eine Abgasreinigungsanlage, eine Bioabfallvergärungsanlage sowie Sortieranlagen für Papier und Plastik.

Das Abfallheizkraftwerk läuft 24h am Tag an 365 Tagen im Jahr. Für Restmüll stehen 3 Öfen zur Verfügung, in denen über 850°C herrschen. Da diese mit dem Rest- und Sperrmüll aus der Region nicht ausgelastet ist, darf auch Müll aus anderen Regionen angenommen werden. Mit den dann noch freien Kapazitäten wird Gewerbemüll verbrannt. In Augsburg wird auch Krankenhausmüll verwertet, für den es 2 eigene Öfen mit einer speziell für diesen infektiösen und pathologischen Müll ausgelegten Ofentechnik gibt. Bereits im Krankenhaus muss der dort anfallende Abfall in besondere Plastikbehälter gegeben und darin verschlossen werden. Die Behälter werden nicht wiederverwendet, sondern ebenfalls verbrannt.

358.000t Ressourcen werden jährlich verbrannt

Jährlich werden etwa 358.000t Rest-, Sperr- und Gewerbemüll angeliefert. Die Zahl steigt an, obwohl durch die Einführung der braunen Tonne der Biomüll-Anteil am Restmüll reduziert werden konnte. Der Zuwachs liege z. B. an der Zunahme des Onlinehandels, durch den mehr Verpackungsmüll verursacht wird, an der steigenden Bevölkerungszahl in der Region und am nach wie vor zunehmendem Konsum der Gesellschaft.

Gewerbebetriebe dürfen den Dienstleister zur Verwertung ihrer Abfälle frei wählen, und obwohl sie dazu verpflichtet wären, ihren Müll bereits vor Ort zu trennen, um eine höhere Recyclingquote zu erreichen, führt dies letztendlich dazu, dass die Unternehmen die für sie wirtschaftlich günstigste Variante – die “energetische Verwertung” – wählen, anstatt nach nachhaltigeren Wegen zu suchen.

Das Salzbergwerk als Deponie der Schlacke

Ein Viertel des verbrannten Materials bleibt als Schlacke übrig, diese mit hohem Schadstoffgehalt belastete Masse muss deponiert werden. Die AVA „verstaut“ sie, in einem ehemaligen Salzbergwerk.

Der angelieferte Biomüll wird in der Bioabfallvergärungsanlage verarbeitet. Im Vorfeld wird er von Störmaterial befreit, was jedoch nie vollständig gelingt, da sehr viel Fremdmaterial, insbesondere Plastik, in der Biotonne landet. Auch Bioplastik kann nicht verwertet werden, da es nicht innerhalb der Prozesszeit kompostierbar ist. Das bei der Vergärung entstehende Methangas wird aufbereitet und an Erdgas Schwaben geliefert. Das dabei ebenfalls entstehende CO2 wird momentan ungenutzt in die Luft frei gelassen. Die flüssigen Gärreste werden als Flüssigdünger verwendet, aus den festen wird Kompost aufbereitet. Bei der Aufbereitung von dem Kompost wird dieser gesiebt und von Störstoffen befreit. Diese Störstoffe – unter anderem kleine Plastikteile, kommen ebenfalls in der Verbrennungsanlage.  

Der anschließende Rundgang über das Gelände führt uns zunächst an den Sortieranlagen für Papier und Plastik vorbei. Da diese an die Firma Kühl weitervermietet sind, können wir sie leider nicht betreten. Auch auf die Frage, was denn mit dem sortierten Plastik passiere, konnten wir keine Antwort erhalten.

Mehr Einblick erhalten wir in die Bioabfallvergärungsanlage – insbesondere darauf, wie viel Plastik- und anderer Müll sich in dem angelieferten Material befindet.

Da wundert es nicht, dass man in dem daraus gewonnene Kompost häufig Plastikteilchen findet. Wir kommen auch an der Stelle vorbei, wo der Anteil an Fremdmaterial, der im Vorfeld aussortiert werden kann, aufgehäuft wird.

Auf dem Freigelände, wo wir eigentlich den fertig aufbereiteten Kompost in Augenschein nehmen wollen, sticht uns sofort eine dicke Mauer aus riesigen Würfeln zusammengepressten und verschnürten Plastikabfalls ins Auge. Dabei handelt es sich um den Anteil des Plastikmülls, der bei der maschinellen Sortierung nicht erkannt wurde und dadurch vor vornherein nicht recycelt wird, darunter hauptsächlich Verpackungsmaterial von Lebensmitteln wie Joghurt- und Frischkäsebecher.

Etwas weiter hinten entdecken wir einen Berg aus zahlreichen, in grüne Plastikfolie gehüllte Ballen. Hier wird angelieferter Müll gelagert, der nicht sofort der Abfallverwertung zugeführt werden konnte und so noch zusätzlichen Verpackungsabfall erzeugt.

Die nächste Station ist das Abfallheizkraftwerk. Wir kommen an den 12 Abladestationen vorbei, an denen die Müllfahrzeuge den Rest-, Sperr- und Gewerbemüll abkippen. Es geht einige Stufen nach oben auf eine Plattform, von wo wir aus 28 m Höhe auf den gigantischen Müllberg im Müllbunker blicken, auf den auch kurz vor Feierabend noch laufend neues Material aus den Abladestationen geschüttet wird. Von hier oben aus werden zwei riesige Kräne gesteuert. Mit einem der beiden wird der Müllberg durchmischt, was aufgrund der unterschiedlichen Brenneigenschaften des plastikreichen Gewerbemülls und des verglichen damit eher schlecht brennenden Restmülls erforderlich ist. Der andere Kran füllt alle 10 bis 15 Minuten eine volle Ladung in die Öfen. Trotzdem wird der Müllberg nie ganz abgetragen – den Boden sieht man hier nur alle paar Jahre, wenn Wartungen oder Renovierungsarbeiten erforderlich sind.

Auf dem Rückweg können wir durch kleine Öffnungen noch einen Blick auf den Boden der Öfen werfen, von wo aus die meterhohen Flammen nach oben steigen.

Zum Schluss blicken wir in der Leitwarte, von wo aus der Verbrennungsprozess überwacht wird, auf eine Reihe großer Bildschirme, die den aktuellen Zustand der Anlage wiedergeben und auch Informationen über die Energiebilanz liefern.

Am Ende unseres Besuchs haben wir viel über die Prozesse der Abfallverwertung in Augsburg gelernt und sind gleichzeitig erschlagen und ernüchtert von der Konfrontation mit den Massen an Müll, der sich in vielen Fällen so leicht vermeiden ließe. Insofern sollte jeder die Chance nutzen, sich die Folgen unreflektierten Konsumverhaltens hier vor Ort anzusehen, um die eindrucksvoll-beängstigenden Bilder bei jedem Einkauf im Kopf zu haben. Die AVA bietet die kostenlosen Führungen bereits für Gruppen ab 10 Personen an. Nähere Informationen dazu sowie viel Hintergrundwissen zu den einzelnen Anlagen findet man auf der Homepage der AVA.

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