Was WIR tun können

Eine kleine Bestandsaufnahme zum plastikreduzierten Alltag

Gastbeitrag von Raphael Pfrommer

Viele von euch fragen sich sicherlich, was jede und jeder Einzelne denn nun tun kann, um die Plastikflut in Augsburg – oder wo auch immer er oder sie wohnt – einzudämmen, denn sonst wärt ihr wohl kaum auf dieser Website gelandet. Mein Name ist Raphael Pfrommer und ich habe mir im Zuge einer größeren Seminararbeit für mein Bachelorstudium die Frage gestellt, wo die konkreten Probleme rund ums Plastik liegen und durch wen diese bearbeitet oder gar gelöst werden können. Oft liegt ein Teil der Lösung nämlich direkt bei uns selbst und unserem Verhalten. Mit diesem kleinen Artikel versuche ich etwas Licht ins Dunkel dieses wichtigen Nachhaltigkeitsthemas hier in Augsburg und Umgebung zu bringen.

Tonnenweise Plastik seit den 1950er Jahren

Zunächst einmal vorneweg zu den Ausmaßen des Problems: Rund 8,3 Milliarden Tonnen Plastik wurden seit ca. 1950, seit Kunststoffe zum Massenprodukt wurden, produziert. Diese Menge entspricht vom Gewicht her ca. 25.000 Mal dem Empire State Building oder 80 Millionen Blauwalen. Laut einer Forschergruppe der University of California wurden insgesamt nur neun Prozent davon wiederverwertet, 12 Prozent wurden verbrannt und die restlichen 79 Prozent landeten auf Deponien oder direkt in der Umwelt. Hier tun sich also schon zwei Probleme auf: Erstens die schiere Menge des Plastikmülls weltweit und zweitens die Verwertung dessen. Dass große Teile des Plastikmülls aus wohlhabenden Ländern wie Deutschland oder den USA in strukturell schwächere Länder wie China, die Philippinen oder Indonesien verschifft werden, ist längst kein Geheimnis mehr. Die Zahlen darüber sind allerdings in der Regel sehr unterschiedlich und intransparent. Natürlich produzieren besagte Länder, aufgrund von aktuellen wirtschaftlichen und soziokulturellen Wandlungserscheinungen selbst auch noch große Mengen an Müll. Das dritte Problem ist die Intransparenz, die sich wie ein roter Faden durch das Plastikproblem, regional wie weltweit, zieht.

Natürlich gibt es zu diesen Problemen auch mehr oder weniger gute Lösungen. Das Problem der Intransparenz ist für uns als normale Verbraucher*innen kaum lösbar. Da die Regelungen hierzu idealerweise gleich EU-weit vereinheitlicht werden müssten, bleibt in diesem Fall für uns hauptsächlich abzuwarten und bei der nächsten Europawahl für die richtigen Parteien und Abgeordneten abzustimmen.

Lösungen für das Müllproblem

Für das Problem der Plastikverwertung gibt es hingegen schon deutlich konkretere, wirkungsvolle, sowie unkomplizierte Lösungen. Eine Lösung davon ist eine saubere Mülltrennung. Mit der Einführung der Wertstofftonne Anfang 2020 in Augsburg hat sich die Mülltrennung ein wenig verändert. Gerade in sozial schwächeren Wohngegenden und Studierendenwohnheimen gab es prozentual am meisten Fehlwürfe in die bisherige gelbe Tonne. Um Licht ins Mülltrennungs-Wirrwarr zu bringen, hier jetzt eine kurze Erklärung:

  • Biomüll (braune Tonne): Speisereste, Gartenabfälle, Eier- und Nussschalen, Kaffeefilter, Teebeutel, Vorsicht bei biologisch abbaubaren Plastiktüten, hier lieber, wenn überhaupt eine Papiertüte nehmen.
  • Papier & Pappe (grüne Tonne): u.a. Zeitungen, Zeitschriften, Briefumschläge inkl. Sichtfenster
  • Kunststoffe & Metalle (sonnengelbe Tonne): Getränke- und Konservendosen, Plastikbecher (Achtung: ggf. verschiedene Materialien des Bechers trennen), Einwegflaschen, Pfannen, Metallgegenstände, Verbundstoffe
  • Restmüll (schwarze Tonne): Alufolie, benutzte Taschentücher und Küchentücher, Zigarettenkippen, Fahrscheine, Kassenzettel, usw.
Zeit zum Einkaufen nehmen

Die schiere Menge an Plastikmüll, die die Menschheit produziert ist sicherlich das größte Problem, wenn auch das, an welchem man als Einzelperson am meisten arbeiten kann. Viele Ideen, seine eigene Plastiknutzung zu reduzieren sind hier im Forum sicherlich keine Neuigkeit, aber sie sollen hier trotzdem angesprochen werden: Das Wichtigste ist meiner Ansicht nach, sich Zeit beim Einkaufen zu nehmen. Nehmt im Supermarkt nicht immer das erstbeste, sondern schaut, ob es das nicht auch in einer Papierverpackung oder ganz ohne Verpackung gibt. Stellt euch die Frage „Brauche ich das wirklich?“ und entscheidet abhängig von eurer Antwort auf diese Frage.

Viele Dinge benötigen in unserer heutigen Welt Plastik. Die Rede ist zum Beispiel von Baumaterialien oder Lebensmitteln, die durch eine Plastikverpackung eine erheblich längere Lebensdauer bekommen, was die Ökobilanz wiederrum verbessert. Viele Artikel benötigen allerdings keine Plastikverpackung. Weltweit sind immerhin 40% aller produzierten Kunststoffe Verpackungskunststoffe und hier gilt es anzupacken. Eine zweite wichtige Maßnahme ist es, Online-Bestellungen zu vermeiden. Da hier oftmals doppelt und dreifach verpackt wird und zusätzlich ein bedeutender Anteil der Artikel wieder zurückgeschickt wird, entstehen hier riesige Mengen unnötigen Verpackungsmülls.

Die aktuelle Pandemie-Situation lädt verständlicherweise dazu ein, öfter mal online etwas zu bestellen, aber stellt euch dennoch auch hier die Frage, „Brauche ich das wirklich?“ und versucht, wenn immer möglich, regional und idealerweise unverpackt einzukaufen. Gerade für Lebensmittel bieten Unverpackt-Läden (rutaNatur – Prinzregentenstraße 7, Augsburg), aber auch viele Supermärkte, darunter Basic, Alnatura und auch die ersten Edekas in Augsburg, die Möglichkeit, eigene Behälter mitzubringen und zu befüllen.

Engagierte Menschen immer willkommen

Zum Schluss noch eine kleine Hilfestellung, an wen man sich wenden kann, wenn man weitere Tipps und Ideen braucht, in welchem Kontext auch immer. Das Forum Plastikfreies Augsburg hier ist ein zentraler Ort für das Thema Plastik hier in Augsburg und bietet die Möglichkeit, sich weiterzubilden und auszutauschen und so immer neue Inputs zu bekommen. Seid ihr in Augsburg an der Uni oder Hochschule, gibt es für Studierende die Möglichkeit, beim „Green Office“ mitzuarbeiten oder sich am „Wissenschaftszentrum Umwelt“ der Uni weiterzubilden. Für weitere Informationen, vor allem was die städtische und regionale Entwicklung angeht, sind das „Umweltcluster Bayern“ und das „Umweltreferat der Stadt Augsburg“ und das „Büro für Nachhaltigkeit“ wertvolle Ansprechpartner.

Gemeinsam lässt sich viel bewegen und gerade in diesen schwierigen Zeiten müssen wir versuchen, dieses wichtige Thema der Plastikvermeidung nicht aus den Augen zu verlieren.

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