Wahlplakate – Pappe oder Plastik?

Wenige Tage vor der Wahl sieht man an den Straßenrändern Wahlplakate soweit das Auge reicht. 15 Parteien treten in Augsburg zur Kommunalwahl 2020 am 15. März an und alle wollen die Menschen dazu bewegen, ihr Kreuzchen bei ihnen zu machen.

Die Plakate sind nicht für die Ewigkeit – das sieht man auch schon an den vielen zerrissenen oder am Boden liegenden Plakaten, die den Stürmen und dem feuchten Wetter der vergangenen Woche nicht trotzen konnten. Doch was passiert eigentlich mit den Plakaten, wenn sie nach der Wahl nicht mehr gebraucht werden? Das Forum Plastikfreies Augsburg hat nachgefragt und wollte von den Parteien wissen, woraus ihre Plakate sind und was damit nach der Wahl passiert.

Pappe oder Plastik – das ist das Material des Wahlkampfes 2020

Einen Gewinner gibt es bei dieser Wahl bereits. Das Plakat aus Pappe hat bei den 15 Parteien und Listen knapp die Mehrheit erreicht: Acht Parteien nutzen Papierplakate für ihren Wahlkampf. Meistens bestehen sie aus Recyclingpapier und biologischen Farben. Das gilt für die GRÜNEN, ÖDP, V-Partei, Polit-WG/Demokratie in Bewegung, Pro Augsburg. Auch Freie Wähler, Die Partei sowie die CSU nutzen Papier, allerdings gibt s keine Anzeichen dafür, dass sie aus Recyclingpapier sind. Alle anderen Parteien benutzen Hohlkammer-Plakate aus Polypropylen. Dazu zählen die SPD, FDP, Augsburg in Bürgerhand, Die Linke, Generation Aux. Auch die AFD sowie die WSA nutzen Kunststoffplakate, wie wir feststellen konnten. Unsere Anfrage haben diese Parteien allerdings nicht beantwortet.

Bei den Hohlkammerplakaten war Witterungsbeständigkeit, Preis-Leistungs-Verhältnis und die Recyclingfähigkeit ausschlaggebend. Die Linke sowie die FDP sehen aus Sicht der Ökobilanz sogar einen Vorteil bei den Kunststoffplakaten. Das Argument: Papier sei aufwändiger zu recyceln. Zudem können beschichtete Papp-Plakate nicht übers Altpapier entsorgt werden.

Doch auch das wissen die ökologisch denkenden Parteien, die Papp-Plakate benutzen. Sie setzen auf unbeschichtete Plakate aus Recyclingpapier, die durchaus über das Altpapier entsorgt werden können. Ihne war bei der Entscheidung für die Papp-Plakate wichtig, dass sie CO2-neutral sind und über das Altpapier entsorgt werden können.

Recycling von Hohlkammerplakaten ist ungewiss

Denn trotz ihrer Recyclingfähigkeit ist der Weg der Plastik-Hohlkammer-Plakate ungewiss. Während auf Parteiseite die Überzeugung zu herrschen scheint, dass die Wahlplakate auch tatsächlich recycelt werden, so bekamen wir von verschiedenen Verwertern die Auskunft, dass die Recyclingfähigkeit von Wahlplakaten sowohl von der genauen Material-Zusammensetzung als auch von der Anzahl der abgegebenen Plakate abhängt. An ein Szenario, bei dem ein großer LKW tonnenweise identische Wahlplakate einer bestimmten Partei anliefert, konnte sich jedenfalls keines der angefragten Unternehmen erinnern.

Grundsätzlich sind die Parteien verpflichtet, nach der Wahl zu entsorgen. Daher werden auch die Plastik-Plakate nach der Wahl tatsächlich bei der AVA abgeben. Dennoch werden sie wohl in der Müllverbrennung landen. Außer ein Großteil der Plakate von Generation AUX. Da scheint das Interesse an den Plakaten so groß zu sein, dass einige davon an die Mitglieder und Freunde als Wahlkampf-Souvenir weitergegeben werden.

Wohin mit den Kabelbindern?

Und was ist mit den Kabelbindern? Da es noch kein verlässliches Alternativmaterial zu den Kunststoff-Kabelbindern gibt, werden diese verwendet, um die Plakate an Laternen, Straßenschildern und leider auch Bäumen zu befestigen. Dazu gibt es viele Anfragen von besorgten Bürger*innen. Alternativ-Vorschläge wie Hanfseil oder Draht sind leider nur wenig praktikabel. Es dauert einfach viel zu lange, ist weniger haltbar und Draht ist für Bäume auch nicht gerade von Vorteil. Kabelbinder, die nach der Wahl noch an Laternen hängen, werden in Aktionen eingesammelt. So rufen beispielsweise die GRÜNEN nach jeder Wahl auf, Kabelbinder einzusammeln und zu entsorgen. Schließlich soll nichts in der Natur zurückbleiben. 

Dennoch bleibt am Ende die Frage, ob denn im Zeitalter der Digitalisierung das Wahlplakat noch eine zeitgemäße Art der Werbung ist, oder ob nicht andere, weniger ressourcenintensive Kanäle gefunden werden können. Auch wenn nicht völlig auf Plakate verzichtet werden soll, wäre eine Reduzierung auf wenige zentrale Plätze sinnvoll und auf maximal 4 Wochen vor der Wahl. Denn wer will schon beim Autofahren oder Spazierengehen pausenlos Wahlplakate studieren?

Artikel von Sylvia Schaab und Pia Winterholler

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